Drogensumpf im Bahnhofsviertel FFM – Niddastraße und kein Ende
Drogensumpf im Bahnhofsviertel FFM – Niddastraße und kein Ende
Laut der Frankfurter Behörden hat sich die Situation im Bahnhofviertel verbessert. Dem widersprechen jedoch einige Anwohner in der Niddastraße. Unter anderem ich. Was über fast ein Jahrzehnt funktionierte, ist seit 2016 fast unerträglich geworden. Schonungslos und rau geht es vor den Haustüren zu.
Verdrängung der Drogenszene
Das Bahnhofsviertel von Frankfurt galt schon immer als Herz der Drogenszene. Gerade die Niddastraße mit ihrem Drogenkonsumraum war Anlaufstelle unzähliger Süchtiger. Immer wieder kommt es dort zu hässlichen Szenen wie gewalttätigen Auseinandersetzungen, Junkies, die sich Heroin spritzen oder Süchtige die sich Pfeifen mit Crack anzünden. Was über Jahre hinweg größtenteils im Rahmen blieb, eskalierte für die Anwohner im Sommer 2016. Die Polizei erhöhte in dieser Zeit ihren Einsatz, um dem Rauschgifthandel in dem Bereich, um den Bahnhof, entgegenzutreten. Dabei verlagerte sich das Geschehen jedoch nur. Mehr in die Niddastraße.
Einfach nur noch aggressiv
Heute agieren dort Gruppen von Dealern mit Handzeichen und Handys. So warnen sie sich oder tauschen Informationen aus, damit wenn die Polizei auftaucht, jeder das Weite suchen kann. Die Polizei geht dabei von ein paar Hundert Dealern aus, die die Szene kontrollieren. Anwohnern werden Flaschen hinterhergeworfen oder Fensterscheiben eingeschlagen. Ladenbesitzer sind genervt von den ständig streitenden Süchtigen, die zu allem Überfluss noch ihren Urin und ihre Fäkalien vor den Geschäften ablassen. Aus Angst vor Schäden an ihren Ladengeschäften trauen sich selten Menschen in den Dialog.
Das war auch einmal anders, so berichten Anwohner glaubhaft. Bevor die Situation eskalierte, konnten Süchtige gebeten werden, die Haustür oder den Eingang zum Laden zu verlassen, ohne das die Situation aggressiv wurde. Doch heute stehen die Meisten in der Niddastraße alleine. Weder Polizei, noch Politiker oder Sozialarbeiter scheinen ihnen helfen zu können. So fühlen sich nicht wenige im Stich gelassen von den Verantwortlichen der Stadt Frankfurt.
Zum normalen Bild gehört es auch, das es nachts kaum mehr Ruhe zu geben scheint. Wenn das Wetter mitspielt, schlafen Menschen in der Niddastraße und sind dementsprechend bis nach Mitternacht aktiv. Dabei gehören laute Streits als auch klirrende Flaschen zum alltäglichen Geräuschpegel, wenn es dunkel wird. Selbst die Hauseingänge sind nicht mehr sicher vor den Crackdealern und -konsumenten, die immer aufdringlicher und uneinsichtiger werden. Viele haben bereits Hausverbot im Drogenkonsumraum und so, lungern sie eben auf Niddastraße herum.
Was machen die Verantwortlichen?
Die Polizei hat die Kontrollen angepasst. Immer wieder fahren sie Streife oder nehmen größere und kleinere Kontrollen vor. Dabei werden auch Rauschgifthändler gefasst. Jedoch haben diese nur wenig bis gar keine Drogen dabei, da diese in Hauswänden, Briefkästen, Mülleimern oder Beeten versteckt sind. Größere Mengen befinden sich weiter weg und werden bei Nachfrage erst besorgt. Zudem ist das Netzwerk der Drogenszene in der Niddastraße gut ausgebaut, sodass fast alle abhauen, wenn ein Streifenwagen um die Ecke biegt.
Gerade Ladenbesitzer aber auch Anwohner loben die Arbeit der Polizei. Kritik hingegen üben diese an der Justiz und der Stadt, die zu liberal mit den Geschehnissen umgehen. Hauptproblem ist dabei, das bei den Festgenommenen oft kein Haftgrund zu finden ist.
Dabei ist allen klar: Je enger es wird, desto rauer wird der Ton. So sind durch vermehrte Razzien in der Taunusstraße, viele der süchtigen Konsumenten und ihre Dealer in die benachbarte Niddastraße gewandert. Jetzt fliegen bei den Revierkämpfen schon einmal Gegenstände durch die Luft.
Großrazzia gegen mutmaßliche Drogendealer
Seit Anfang 2018 ermittelt die Polizei gegen organisierte Gruppen im Bahnhofsviertel. Anfang April wurde dann eine Großrazzia mit mehr als 300 Polizisten in der Nidda- und Moselstraße durchgeführt. Ziel waren Wohnungen und Rückzugsräume der Dealer. Zum Einsatz kamen dabei auch Drogenspürhunde und Spezialkräfte, da die Sicherheitskräfte davon ausgingen, dass die Verdächtigten bewaffnet und gefährlich sind.
Ob dieser Schlag gegen die Drogenszene im Bahnhofsviertel etwas gebracht hat oder diese sich wieder anpasst, wie bereits 2016 und weiterzieht, muss abgewartet werden. Zumindest setzten die Behörden damit ein Zeichen für die Anwohner der Straßen.
Doch auch Tage danach riecht es in der Niddastraße nach Urin und Fäkalien. Solange zumindest, bis die Reinigung den Schmutz wegspült. Doch spätestens gegen Mittag scheint der Betrieb wieder der Alte zu sein.